• 10. Januar 2025

Die Weinsprache – ein Schmunzeln zwischen den Schlucken

Von Kristina Malzkorn

Die Weinsprache – ein Schmunzeln zwischen den Schlucken

Die Weinsprache – ein Schmunzeln zwischen den Schlucken 750 499 Anne Fries
Willkommen, liebe Weinliebhaber und solche, die es noch werden wollen! Heute lade ich Sie ein, gemeinsam mit mir in die faszinierende und manchmal amüsante Welt der Weinsprache einzutauchen. Wenn wir uns durch Degustationsnotizen wühlen, könnte man meinen, wir lesen die kreativen Ausdrücke einer Gruppe von Poeten, die sich in einem Weinkeller versammelt haben.

Nehmen wir zum Beispiel die gerade in den Herbst- und Wintermonaten oft gehörte Beschreibung von „Aromen von reifen Pflaumen und einem Hauch von Leder“. Das klingt doch spannend! Leder? Das ist eine interessante Note, die uns vielleicht an die Tradition der Handwerkskunst erinnern soll, die in der Weinherstellung steckt. Andererseits: Möchte man beim Genuss eines guten Roten wirklich das Gefühl haben, in einen Schuh zu beißen? Ein wenig zweifelhaft kommt mir dies schon vor, und ich weiß nicht, ob ich spontan mein Portemonnaie zücken würde, um einen derartigen Wein zu kaufen. Sicher hingegen bin ich mir, dass meine Geldbörse gut versteckt in der Handtasche bleibt, wenn Weine damit beworben werden, dass sie nach Katzenpipi oder Pferdeschweiß riechen. Da ist bei mir eine Toleranzgrenze erreicht, und gleichzeitig mache ich mir Sorgen um den Verkoster, der diesen Geschmack aus dem Wein herausfiltern konnte. Woher bitte weiß er, wie Katzenpipi und Pferdeschweiß schmecken? Schnell versuche ich das unweigerlich in meinem Gehirn ablaufende Kopfkino zu stoppen.

Deutlich sympathischer sind mir dann doch Beschreibungen, die von einem „Bouquet von frischen Blumen“ und von „fruchtig-floralen Noten“ schwärmen. Blumen im Wein? Das ist eine charmante Vorstellung! Und wenn Blumen nur halb so gut schmecken, wie sie riechen, dann ist das doch recht verlockend. Als ausgewiesener Minze-Fan freue ich mich auch über „die frischen Aromen von Minze und Eukalyptus“ und auch beim Geschmack von „Waldboden“, „Blumenerde“, „Fichtennadeln“ oder „Harz“ ist zumindest mal mein Interesse geweckt. Denn diese Aromen könnten uns daran erinnern, wo der Wein seinen Ursprung hat – in der Natur. Es ist fast so, als würde der Winzer uns einladen, die Verbindung zwischen Wein und seiner Herkunft zu spüren, während wir unser Glas genießen. Gut, Weinberge sind selten im Wald zu finden, aber so streng wollen wir jetzt mal nicht sein. Deutlicher in Verbindung zum Ursprung des Weins stehen da Beschreibungen von Aromen wie „nassem Stein“, „feuchtem Keller“ oder „Holz“. Ob man sie nun mag oder nicht, aber diese lassen sich doch eindeutig auf die Art und Weise der Weinbereitung zurückführen.

Schließlich gibt es die oft gehörte Formulierung von einem „komplexen Spiel von Frucht und Mineralität“. Komplex? Das klingt nach einer spannenden Entdeckungsreise! Wenn wir einen Wein genießen, können wir uns auf die verschiedenen Facetten konzentrieren, die er uns bietet. Es ist wie ein kleines Abenteuer für den Gaumen, das uns dazu einlädt, die Vielfalt der Aromen zu erkunden.

Vor allem in der Adventszeit begegnet man in den Degustationsnotizen Formulierungen, die von einem „samtigen Abgang mit Noten von Schokolade und Karamell“ sprechen. Samtig? Das klingt verlockend! Es ist, als würde der Wein uns mit einem Hauch von Luxus verwöhnen. Und Schokolade und Karamell? Herrliche Assoziationen, die uns an die süßen Seiten des Lebens erinnern! Wenn dann noch Aromen von „Zimt und Muskatnuss“ dazukommen, dann sind sie geweckt, die Erinnerungen an gemütliche Abende und köstliche Desserts. Ein Wein mit diesen Aromen passt bestimmt perfekt zu einem Stück Apfelkuchen. Oder sogar zu einem warmen Apfelstrudel mit Vanillesoße. Jetzt noch ein schönes knisterndes und wärmendes Kaminfeuer, Kerzenlicht und ein gutes Buch dazu und der Moment ist perfekt!

Die Weinsprache kann manchmal wie ein kreatives Labyrinth aus Begriffen und Metaphern erscheinen. Aber genau das macht sie so unterhaltsam! Wenn wir uns durch die verschiedenen Aromen und Geschmäcke schlängeln, sollten wir nicht vergessen, dass Wein in erster Linie dazu da ist, genossen zu werden – und das mit einem Lächeln auf den Lippen. Also, beim nächsten Glas Wein: Lassen Sie uns die Weinsprache mit einem Augenzwinkern betrachten und einfach das Leben genießen! Prost! 🍷

Foto von Jonathan Kemper auf Unsplash

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