Wir alle sprechen inzwischen Denglisch. So viele englische Begriffe haben in den vergangenen Jahrzehnten Einzug in die deutsche Alltagssprache gehalten, dass sie inzwischen lexikalisiert sind, also im Duden stehen.
Der häufigste Grund für die Aufnahme eines Lehnwortes aus einer anderen Sprache in die eigene ist die Übernahme eines konkreten oder abstrakten Phänomens, das es bislang im eigenen Sprachraum nicht gegeben hat.
Ob es ein Produkt ist (etwa der Computer, das Make-up oder die Jeans), eine Personenbezeichnung (z. B. der Manager oder der Nerd) oder eine Technologie (wie das Internet oder die Software) – es wimmelt inzwischen nur so von englischen Wörtern in unserer Alltags- und auch Fachsprache.
In diesem Blogbeitrag wollen wir nun einmal speziell den Umgang mit englischen Verben im Deutschen beleuchten.
Die grammatische Integration englischer Verben
Um die Grundform eines englischen Verbs im Deutschen „herzustellen“, muss die übliche Endung -en angehängt werden. Aus to relax wird also relaxen, aus to push wird pushen oder aus to check wird checken.
Englische Verben, die in ihrer Grundform bereits auf ein stummes, also nicht gesprochenes ‑e oder auf einen Konsonanten enden, erhalten dann im Deutschen lediglich noch das ‑n am Ende: to like – liken, to hate – haten, to fake – faken.
Endet ein englisches Verb auf einen der Konsonanten ‑b, ‑d, ‑g, ‑m, ‑n, ‑p, ‑r, ‑t oder ‑z und geht diesem ein kurz gesprochener Vokal voraus, wird dieser Konsonant in der eingedeutschten Infinitivform analog den englischen Regeln für die Bildung des Gerundiums verdoppelt. Im Englischen wird bspw. aus to shop das Gerundium shopping und analog dazu bilden wir den deutschen Infinitiv shoppen, aus to mob wird entsprechend mobben, aus to blog wird bloggen.
Bei englischen Infinitiven auf ‑el (wie bei to cancel) wird erneut lediglich ein ‑n angehängt (canceln) und bei Infinitiven, die auf ‑le auslauten (wie bei to sample oder to recycle), findet ein Wechsel von englisch ‑le zu deutsch ‑el statt, und auch hier wird am Ende noch das ‑n angehängt (sampeln, recyceln). Im Falle von recyceln gibt es zudem die ans Englische angelehnte Schreibweise recyclen. Wieso der Duden hier die englische Schreibweise unter Ergänzung des deutschen Infinitiv-n gestattet, nicht aber bei anderen vergleichbaren Verben wie to sample / sampeln, ist unklar.[1]
Die deutsche Konjugation englischer Verben
Werden englische Verben im Deutschen verwendet, wird nach deutschen Mustern konjugiert. Das heißt, die Grundlage, um ein solches Verb zu beugen, ist sein Verbstamm (nachfolgend blau), also das Wort ohne Infinitivendung, plus die jeweilige Endung für die grammatische Personenform (nachfolgend rot). Die sechs Personalformen für das Präsens von checken wären etwa:
ich checke
du checkst
er/sie/es checkt
wir checken
ihr checkt
sie checken
Hat der englische Infinitiv ein stummes ‑e am Wortende (etwa bei to like, to time oder to fake), verschwindet dieses in denjenigen deutschen Personalformen, in denen es auch kein gesprochenes -e gibt:
ich like
du likst
er/sie/es likt
wir liken
ihr likt
sie liken
Endet die Grundform eines eingedeutschten englischen Verbs auf einen sogenannten Zischlaut (‑s, ‑ss, ‑z oder ‑x) wie bei relaxen, entfällt wie im Deutschen das ‑s in der du-Form. Es heißt also du relaxt (und nicht du relaxst).
Bei den englischen Verben, die im Deutschen auf ‑eln enden (z. B. googeln oder recyceln), gibt es wie bei den deutschen Verben (bspw. sammeln oder handeln) in der 1. Person Singular im Präsens die Möglichkeit, das ‑e‑ zwischen Stamm und Endung zu erhalten oder es wegzulassen. Man kann also ebenso wie bei ich handele / ich handle sagen ich googele / ich google oder ich recycele / ich recycle.
Große Unsicherheit herrscht allgemein bei zusammengesetzten englischen Verben wie downloaden oder upgraden.
Bei sogenannten Partikelverben im Deutschen handelt es sich um zusammengesetzte Verben, die eine abtrennbare Partikel haben, etwa vorbeigehen, weglassen oder anhalten. Je nach Satzstellung wird die Partikel abgetrennt: Ich gehe hier oft vorbei. Bei sogenannten Präfixverben (etwa beeilen, entsprechen oder zerreißen) hingegen wird nichts abgetrennt: Ich beeile mich.
Was trifft nun bei diesen zusammengesetzten englischen Verben zu? Downloade ich oder loade ich down? Der Duden hat hier inzwischen eine eindeutige Regelung getroffen: Ich downloade die Datei und upgrade die Software auf den neuesten Stand.[2] Diese englischen Verben werden also wie die deutschen Präfixverben konjugiert. Bei den Partizipformen jedoch werden sie anders gehandhabt, wie wir später noch sehen werden.
Imperativformen
Analog zu all den genannten Formen werden die Befehlsformen (Imperative) im Deutschen gebildet. Grundregel für deren Bildung ist im Singular die Verbform der 2. Person minus deren Personalendung und optional kann bei schwachen Verben noch ein ‑e angehängt werden. Das Personalpronomen du entfällt in der Befehlsform. Aus du sagst wird sag/sage oder aus du gibst wird gib. Entsprechend heißt es:
Googel/Googele/Google das mal!
Check/Checke das endlich!
Relax/Relaxe!
Für die Mehrzahl wird im Deutschen lediglich die volle Form der 2. Person Plural verwendet und auch hier das Personalpronomen weggelassen:
Googelt das mal!
Checkt das endlich!
Relaxt!
Probleme kommen auf bei der Bildung der Befehlsform von Verben im Singular, die im Englischen auf ein stummes ‑e auslauten. Nach den eben genannten Regeln würde bei liken die Befehlsform im Singular entweder lik oder like geschrieben werden, doch würde man das englische Wort im Fall von lik lautlich nicht mehr auf Anhieb erkennen können. So gibt der Duden online in der Konjugationstabelle zu liken diese Befehlsform auch nur mit dem ‑e am Ende an, also like.[3] Umso erstaunlicher, wenn man die Tabelle zum Verb faken aufruft.[4] Dort sind dann in der Tat beide Formen zu finden: fak sowie fake. Auch hier würde sich der Leser schwertun, das Wort fak auf Anhieb dem englischen fake zuzuordnen, weshalb sich in diesen Fällen definitiv die Schreibweise mit stummem ‑e am Wortende empfiehlt.
Für die Pluralform ist das stumme ‑e‑ im Wortinnern in der eingedeutschten Form keine Option, es darf laut Duden nur likt bzw. fakt geschrieben werden. Durch den Wegfall des stummen ‑e‑ wird das Englische hier erneut so sehr „verfremdet“, dass das Erkennen dieser eingedeutschten Formen mit englischem Ursprung und (teil)englischer Aussprache auch in diesen Fällen erschwert wird.
Die Befehlsformen der erwähnten zusammengesetzten Verben werden ebenfalls nach dem Schema der deutschen Präfixverben gehandhabt: Downloade die Datei und upgrade die Software. Was hier in den entsprechenden Konjugationstabellen des Online-Dudens[5] auffällt, ist, dass das auslautende ‑e nicht optional, sondern verbindlich ist (im Gegensatz zu den deutschen Formen: Hör auf deine Mutter ist genauso richtig wie Höre auf deine Mutter).
Sonderfall: Partizip II englischer Verben im Deutschen
Einen Sonderfall stellen nun englische Partizip-II-Formen dar. Mit dem aktualisierten Amtlichen Regelwerk des Rats für deutsche Rechtschreibung[6], das seit dem 01.07.2024 für Schule und Verwaltung verbindlich ist, wurden nun auch für englische Partizipien im Deutschen amtliche Regeln herausgegeben.
Um das Partizip II im Deutschen zu bilden, benötigen wir bei schwachen Verben die Vorsilbe ge- und die Endung ‑et bzw. ‑t. Aus dem Infinitiv sagen wird also gesagt oder aus bilden wird gebildet.
Bei starken Verben (das heißt bei Verben, bei denen ein Wechsel des Vokals im Verbstamm bei der Bildung der drei Zeitformen Präsens, Präteritum und Partizip II stattfindet wie bei sprechen – sprach – gesprochen) bedarf es ebenfalls der Vorsilbe ge-, am Wortende aber eines ‑en: sprechen – gesprochen, nehmen – genommen.
Englische Verben werden im Deutschen grundsätzlich schwach konjugiert. Im Falle von checken oder shoppen etwa lauten die Partizip-II-Formen entsprechend gecheckt und geshoppt.
Bei englischen Verben, die mit einer nicht abtrennbaren Vorsilbe wie re- beginnen, werden die Partizip-II-Formen wie bei deutschen Präfixverben auch gebildet. Es wird kein ge- vorangestellt, sondern an den Verbstamm lediglich ein ‑t angehängt: Ich relaxe – ich habe relaxt, ich resette – ich habe resettet.
Neu: Von dieser Grundregel, wie die deutsche Partizip-II-Form gebildet werden muss, gibt es nun nach § 21 des Amtlichen Regelwerks zwei Ausnahmen, bei denen die Verwendung der englischen Partizip-II-Form gestattet ist:[7]
Ausnahme 1
Bei englischen Verben, deren Grundform im Original auf ein nicht gesprochenes ‑e endet: Aus to like kann entweder strikt nach deutschen Regeln gelikt werden oder quasi als Mischform auch geliked (bestehend aus der deutschen Vorsilbe ge- und dem englischen Partizip II liked). Weitere Beispiele, die sich im Deutschen häufiger finden, sind hier z. B. to fake – gefakt/gefaked, to save – gesavt/gesaved oder to share – geshart/geshared.
Ausnahme 2
Bei Partizipformen, die unflektiert, also ungebeugt, verwendet werden, z. B.: Er ist da ganz relaxed ist ebenso richtig wie Er ist da ganz relaxt.
Werden diese Partizip-II-Formen nun allerdings dekliniert, darf einzig und allein die deutsche Schreibweise verwendet werden.
Er ist da ganz relaxt/relaxed. Aber nur: Er hat eine sehr relaxte Art.
Die Tasche ist doch gefakt/gefaked. Aber nur: Die gefakte Tasche wurde beschlagnahmt.
Für Unsicherheit sorgen hier nun erneut zusammengesetzte englische Verben wie downloaden oder upgraden. Wie weiter oben beschrieben, werden sie grundsätzlich wie deutsche Präfixverben konjugiert. Demnach würden ihre Partizip-II-Formen gedownloadet und geupgradet lauten. Für upgraden trifft dies jedoch nicht zu. Im Duden „Sprachliche Zweifelsfälle. Das Wörterbuch für richtiges und gutes Deutsch“ heißt es:
„Wenn Verben aus anderen Sprachen übernommen werden […], stehen prinzipiell beide grammatischen Möglichkeiten offen. Hier entscheidet der Sprachgebrauch im Laufe der Zeit. Die Verben upgraden und outsourcen werden derzeit bei der Bildung des Partizips II als Partikelverben verwendet (upgegradet, outgesourct), bei downloaden deutet sich eine ähnliche Tendenz an (downgeloadet ist in Pressetexten häufiger als gedownloadet).“[8]
Online scheint sich der Duden hier inzwischen festgelegt zu haben und gibt an, dass solche Verben „als zusammengehörige Einheit gesehen [werden], der erste Bestandteil ist also nicht abtrennbar“.[9] Diese Aussage steht allerdings im Widerspruch zu den Partizip-II-Formen, die der Online-Duden in den Konjugationstabellen angibt. Dort stehen lediglich die Formen downgeloadet[10] und upgegradet[11] – was der Bildung von abtrennbaren Präfixverben entspricht. (Ebenso verhält es sich übrigens auch mit den Infinitivformen mit zu bei diesen zusammengesetzten Verben: Ich bitte dich, die Datei einmal downzuloaden oder Wir beabsichtigen, unsere PC-Programme upzugraden.)
Entsprechend den weiter oben erwähnten Ausnahmen von der Grundregel zur Partizip-II-Bildung ist auch hier in beiden Varianten die Verwendung der englischen Endung ‑ed möglich, sofern das Wort undekliniert bleibt (downgeloaded/gedownloaded, upgegraded).
Fazit
Vieles ist also inzwischen eindeutig entsprechend den deutschen Grammatiknormen geregelt, doch manches bleibt unklar bzw. relativ frei handhabbar. Festhalten lässt sich aber, dass die Sprecher fremde Bestandteile intuitiv in die Muster ihrer Muttersprache übertragen und dabei für gewöhnlich auch nicht falschliegen. Im Grundkurs Sprachwissenschaft sagte man uns damals: „Nicht die Sprache macht die Sprecher, sondern die Sprecher machen die Sprache.“
Das Regelwerk zur orthografischen und grammatischen Integration fremder Wörter entwickelt sich nach und nach aus den Beobachtungen des Rats für deutsche Rechtschreibung zum tatsächlichen Sprach- und Schreibgebrauch in der deutschsprachigen Gemeinschaft. Wir bleiben dran.
[1] Duden | Schreibweise und Konjugation von „recyceln/recyclen“
[2] Vgl. https://www.duden.de/konjugation/downloaden und https://www.duden.de/konjugation/upgraden
[3] https://www.duden.de/konjugation/liken
[4] https://www.duden.de/konjugation/faken
[5] https://www.duden.de/konjugation/downloaden sowie https://www.duden.de/konjugation/upgraden
[6] Amtliche deutsche Rechtschreibung: Überarbeitetes Regelwerk und Neufassung Wörterverzeichnis für Schule und Verwaltung verbindlich
[7] Amtliches Regelwerk der deutschen Rechtschreibung. Regeln und Wörterverzeichnis
[8] Duden, Band 9, „Sprachliche Zweifelsfälle. Das Wörterbuch für richtiges und gutes Deutsch“, Dudenverlag, Berlin 2021, S. 709.
[9] https://www.duden.de/sprachwissen/sprachratgeber/Fremdw%C3%B6rter-aus-dem-Englischen
[10] https://www.duden.de/konjugation/downloaden
[11] https://www.duden.de/konjugation/upgraden