Gut zu wissen

Gendern

Manchmal werden wir gefragt: Wie steht ihr zum Gendern? Nun ja, sagen wir dann, die einen so, die anderen so. Als Lektorat verhalten wir uns neutral. Ob Unternehmen ihre Texte gendern, entscheiden sie selbst. Aus Erfahrung wissen wir jedoch:

Gendern ist komplex, funktioniert nicht auf Knopfdruck und führt nicht immer zu schönen Ergebnissen.

Wir helfen gern!

Anne Fries Lektorat & Übersetzungen über Vereinheitlichung von Texten

Es fehlt ein offizielles Regelwerk

Es gibt keine offiziellen Richtlinien zum Gendern in Unternehmenstexten. Der Rat für deutsche Rechtschreibung empfiehlt keine Genderzeichen. Wenn man gendern möchte, dann also wie? Will man Geschlechter sichtbar machen? Alle Geschlechter, auch das diverse Spektrum? Oder will man Geschlechter unsichtbar machen? Was opfert man im Konfliktfall: konsequentes Gendern oder Lesbarkeit?

Gender-Leitfäden helfen nicht immer weiter

Viele Unternehmen erarbeiten eigene Gender-Leitfäden – eine Herausforderung angesichts der möglichen Vielfalt künftiger Texte, Kontexte und Zielgruppen. In konkreten Texten tun sich daher oftmals Konflikte auf. Drei Beispiele:

„Wir gendern mit Doppelform (Kolleginnen und Kollegen).“
Das ist gut lesbar, kann aber zu ermüdenden Wiederholungen führen. Dann macht es Texte lang und umständlich.

„Wir gendern möglichst mit der neutralen Partizipform.“
Begriffe wie „Studierende“ statt „Studenten“ sind etabliert. Andere wirken ungewollt komisch, etwa Blasende im Orchester. Das kann aufgesetzt wirken.

„Wir gendern mit Genderstern, Doppelpunkt oder Gender-Gap.“
Das klingt zwar kurz und knapp, führt aber oft zu unverdaulichen und ungrammatischen Konstrukten, die nicht nur beim Vorlesen Probleme bereiten: „Jede*r Ärzt*in teilt seinem*r*ihrem*r Patient*in seine*ihre Diagnose mit.“

Mensch oder Institution?

Ein sehr häufiges Problem, gerade in Unternehmenstexten, ist die Frage, ob Menschen oder Institutionen gemeint sind. Oft ist das nicht zweifelsfrei zu entscheiden. Gendern ergibt aber nur bei Menschen Sinn. Was halten Sie von folgendem Satz? „Die Agentur gehört zu den besten Arbeitgeber:innen der Werbebranche. Viele ihrer Kund:innen sind bedeutende Akteur:innen im Finanzwesen und Emittent:innen von Aktien. Außerdem sind einige ihrer Geschäftskund:innen Lieferant:innen für Verkäufer:innen von Baumaterial.“

Unser Rat: Gendern Sie dezent und flexibel

Wenn Sie gendern wollen, dann tun Sie es unauffällig. Schränken Sie Ihre Optionen nicht unnötig ein und bleiben Sie kreativ. Gendern ist ein umstrittenes Thema mit vielen Herausforderungen. Durch dezentes und flexibles Gendern können Sie jeden Text „politisch korrekt“ gestalten, ohne damit die Mehrheit der Leserschaft zu irritieren.

Die Kunst besteht darin, Texte so zu gendern, dass man es gar nicht merkt.

Wir unterstützen Sie gern!

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