In den letzten Jahren hat die Künstliche Intelligenz (KI) enorme Fortschritte gemacht und findet auch Anwendung in der Textkorrektur und Übersetzung. Doch wie nützlich ist sie bei imageträchtigen Veröffentlichungen in Werbung und Wirtschaft? Kann KI leisten, was sie verspricht? Sind menschliche Lektoren, Korrektoren und Übersetzer verzichtbar? Um es kurz zu machen: Wenn KI nicht von fachkundigen Menschen angesteuert und ihr Output nicht mit Sachverstand begutachtet wird, geht sehr vieles schief. Ein Blick hinter die Kulissen!
Eine Tabelle mit Empfehlungen zum Umgang mit KI je nach Textsorte finden Sie ganz am Ende des Beitrags.
KI macht Fehler
Aus vielfältiger Erfahrung wissen wir: Man kann KI nicht alleinlassen. Ohne menschliche Kontrolle – also professionelle Ansteuerung und Berichtigung – macht KI Fehler, die nicht akzeptabel sind. Auf Fehler aufmerksam gemacht, antwortet sie meistens so: „Entschuldigung für das Missverständnis und vielen Dank für die Korrektur.“ Einige Beispiele aus der Lektorats- und Übersetzungspraxis:
KI formuliert Sätze um und ändert dabei den Sinn. Besonders heikel ist das z. B. bei juristisch relevanten Texten wie AGBs oder Geschäftsberichten.
KI gibt nahezu immer einen Output, ohne Unsicherheiten zu äußern. Das führt zu ungesicherten Ergebnissen, die nicht als solche zu erkennen sind.
Noch gravierender: KI erzeugt sogenannte Halluzinationen. Das sind glaubhaft formulierte Aussagen, die aber größtenteils erfunden sind.
KI bringt Fachbegriffe durcheinander. Beispielsweise ging es in einer Mappe für Vertriebler um „Leads“, also Verkaufschancen. Meistens hat die KI das auch richtig verstanden. Hier und da und gut versteckt wurde aus dem Lead allerdings eine „Leitung“ oder gar „Blei“.
KI erkennt keine Zitate. KI behandelt sie wie den übrigen Text, formuliert also um und korrigiert bzw. übersetzt, wie sie es für richtig hält. Schräg wird es auch, wenn der Fließtext sich auf Text in Bildern bezieht, etwa auf Screenshots oder Verpackungsabbildungen. Dann steht im Screenshot z. B. „gesperrt“, im Fließtext aber „verstopft“. Auf der Packung steht der Produktname „Crunchy Cream“, im Text daneben ist er zu knuspriger Sahne geworden. Alles schon gesehen.
KI fügt sich nicht sinnvoll in den Workflow ein
KI in einem frühen Stadium der Textproduktion zu Hilfe zu nehmen kann durchaus Sinn ergeben (siehe Tabelle am Ende des Beitrags). Dennoch fehlt es derzeit noch an notwendigen Features für die Integration in einen professionellen Workflow.
KI markiert keine Änderungen im Originaltext. Anders als der Änderungen-verfolgen-Modus von Word erzeugt etwa ChatGPT in der Regel einen neuen, glatten Text. Das ist ein Problem. Denn ohne abschließende menschliche Prüfung bleiben erhebliche Unsicherheiten, und für eine solche Prüfung fehlt es an punktgenauen Markierungen an den Änderungsstellen. Andere Tools markieren zwar, delegieren schwierige Entscheidungen aber an den Anwender. Ohne explizites Textverständnis und sichere Kenntnisse in Orthografie, Interpunktion und Grammatik ist man aufgeschmissen. In anderen Tools wiederum gehen die echten Fehler im Dschungel der vielen Umformulierungsvorschläge unter.
KI beschränkt sich in der Regel nicht auf reine Korrekturen, sondern verändert Texte auch stilistisch. Und das heißt: möglicherweise auch inhaltlich. Ohne anschließenden genauen Abgleich und gewissenhafte Beurteilung des Outputs ist die Sache riskant.
KI ist kein professioneller Layouter. Typografische Fehler erkennt KI in der Regel nicht. Sie findet keine falschen Festabstände, Anführungszeichen, Gedankenstriche, Umbrüche und Ähnliches. Formatierungen gehen u. U. ganz verloren. Keinesfalls wird die Typografie auf logische und durchgängige Anwendung gecheckt. Typografisches macht einen erheblichen Teil einer Textkorrektur aus und ist für professionelle Texte unerlässlich.
KI kann mit PDFs nichts anfangen. PDFs im Layout auszulesen und nachvollziehbar zu korrigieren, ist derzeit mit keinem der uns bekannten Tools möglich. Ein großes Manko im üblichen Prüf-Workflow!
KI kann keine Styleguides und Wordings anwenden. Sehr viele unserer Kunden arbeiten auf Basis solcher Guidelines, die einen einheitlichen Marken-Auftritt gewährleisten sollen, auch Corporate Language genannt. Man kann der KI diese ausführlichen Regeln bei der Textprüfung aber nicht mitgeben. Textübergreifende Einheitlichkeit ist also nichts für die aktuell gängigen Tools. Hier muss ein menschlicher Korrektor ran.
KI gendert nicht sicher. Wer gendern möchte, kann sich nicht auf feste Regeln verlassen, denn die gibt es nicht. KI aber bräuchte feste Regeln und einen großen Datenpool aus sehr gut gegenderten Texten. Beides Mangelware. Nach unserer Erfahrung ist KI noch nicht in der Lage, konsequent, einheitlich und grammatisch sauber zu gendern.
KI vereinheitlicht nicht. Solange etwas richtig ist, wird die KI es normalerweise akzeptieren. Das führt zu unprofessionellen Uneinheitlichkeiten, etwa was Abkürzungen anbetrifft oder die Schreibweise von Zahlen und Ziffern (→ „Gut zu wissen | Vereinheitlichung“). Auch eine konsistente Terminologie kann man nicht erwarten: Beim „Abschlag“ (im Sinne einer Abschlagszahlung) variierte die KI zwischen „tee“, „discount“ und „budget billing“. Alle völlig fehl am Platz. Die beste Übersetzung wäre in diesem Fall „monthly payment“ gewesen).
KI hat kein Bewusstsein, kein Gewissen und übernimmt keine Verantwortung
Werbe- und Wirtschaftstexte sind relevante Imageträger. Unternehmen investieren viel Geld und Zeit, um ihre Kommunikation nach innen und nach außen hochprofessionell zu gestalten. KI-Systeme können durchaus im Laufe dieses Prozesses hier und da hilfreich sein. Final aber muss jemand für all das einstehen, also Verantwortung übernehmen, muss sagen: Jetzt ist es gut zum Druck. KI tut das niemals. Macht man sie auf einen Fehler aufmerksam, entschuldigt sie sich höflich und startet einen neuen Anlauf. Womöglich mit wieder neuen Schieflagen.
KI versteht keine Kreativität und hat kein echtes Stilgefühl
KI kann zwar stilistische Vorschläge machen, doch fehlt ihr die Fähigkeit zur kreativen Textgestaltung. Sie kann nicht sicher beurteilen, wo Abweichungen von der Norm gewollt sind – was bei Werbetexten sehr oft anzunehmen ist – und wo wirklich Fehler vorliegen. Menschliche Lektoren können Texte aufgrund ihres Erfahrungswissens stilistisch einordnen. Intuitiv. KI hingegen bügelt glatt, was doch durchaus als Knitterfalte und individueller Touch beabsichtigt war: Ironie, Anspielungen, Wort-Neubildungen, kulturelle Nuancen, Wortspiele fallen der KI oftmals zum Opfer. Texte werden flacher. Menschliche Korrektoren sind flexibel, sie lesen auch zwischen den Zeilen.
KI versteht keine Kontexte
KI-Systeme basieren auf Algorithmen und vorprogrammierten Regeln, die auf großen Datenmengen trainiert wurden. Sie erkennen Muster und können viele gängige Fehler korrigieren. Allerdings fehlt der KI das tiefere Verständnis für den Kontext. Logische Sprünge oder versehentliche Wiederholungen fallen ihr nicht auf. Selbst ganz und gar sinnlose Texte winkt sie durch, solange sie grammatisch in Ordnung sind. Menschliche Korrektoren denken mit und weisen auf Brüche, Inkohärenzen, fehlende Informationen, unlogische Abfolgen hin.
Fazit
KI ist ein mächtiges Werkzeug und bietet wertvolle Unterstützung bei der Textkorrektur und Übersetzung. Doch im professionellen Sektor bleiben menschliche Lektoren und Übersetzer unverzichtbar, denn
- KI übernimmt keine Verantwortung
- KI macht Fehler
- KI ist unkreativ und versteht keine Kreativität
- KI fügt sich nicht sinnvoll in den Produktionsprozess ein und
- KI ist – je nach Nutzung – datenschutzbedenklich.
Bei Anne Fries kennen wir die Pluspunkte und Schwachstellen der derzeit verfügbaren KI-Systeme rund um Korrekturen und Übersetzungen. Kein Tool ist so universell brauchbar und zuverlässig, dass man ihm blind vertrauen könnte. Die Tools können helfen. Dazu müssen sie von Profis von Fall zu Fall mit Bedacht ausgewählt und sicher angesteuert werden. Der Output von KI muss immer fachkundig begutachtet, zurechtgerückt, ergänzt, finalisiert und vor allem verantwortet werden. Ganz besonders gilt das für Texte zum professionellen Gebrauch. Wir binden KI da ein, wo sie echten Mehrwert verspricht. Und stehen für das Ergebnis gerade. Unseren freundlichen Service gibt’s obendrauf, von Mensch zu Mensch.
Projekte, Textsorten, Medien |
Empfohlene Schritte Übersetzungen |
Empfohlene Schritte Korrektur & Lektorat |
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