• 18. September 2024

Kundy & Co – neue Formen gendergerechter Sprache

Von Regina Müller

Kundy & Co – neue Formen gendergerechter Sprache

Kundy & Co – neue Formen gendergerechter Sprache 750 500 Anne Fries

Genderzeichen XY ungelöst? Neue Formen der geschlechtergerechten Sprache.

Liebes Kundy,

bei uns sind Ihre Texte in guten Händen. Jedes unserer Mitarbeitys hat sein sprachwissenschaftliches Studium mit Erfolg abgeschlossen. Außerdem arbeiten wir mit vielen Übersetzys zusammen. Wir finden das richtige Muttersprachly für Ihren Auftrag.

Ihre Lektorys von Anne Fries

Kundy, Mitarbeity, Lektory – so klingt das „Entgendern nach Phettberg“, das auf eine Kolumne des österreichischen Künstlers Hermes Phettberg zurückgeht. Der Sprachwissenschaftler Thomas Kronschläger hat sich damit intensiv beschäftigt und hält es für eine gute Alternative zu Genderstern & Co.

Die Regeln sind wirklich einfach:

  • „Liebes Kundy“ ist viel kürzer als „Lieber Kunde, liebe Kundin“. Weder grammatische Verwicklungen noch erzwungene Sprechpausen (wie zum Beispiel in „Liebe*r Kund*in“) bringen einen ins sprachliche Stolpern.
  • Die neutrale Endung „y“ schließt alle Geschlechter ein und im Plural heißt es einfach „ys“.
  • Für männlich, weiblich, divers gelten die geschlechtsneutralen Pronomen „es“ und „sein“ sowie die neutralen Artikel „das“ und „ein“.

Einfach, inklusiv – und irgendwie süß. Vielleicht nicht unbedingt für strenge oder formelle Texte geeignet, wie in diesem Beispiel:

Sehr geehrtes Miety, Ihre Nachbarys haben sich wiederholt über Lärmbelästigung durch Sie und Ihre Gästys beschwert. Sie hören von meinem Anwalty. Ihr Vermiety

Darf’s eXperimentell sein?

Im akademischen Bereich finden sich teilweise recht ungewöhnliche Formen wie „Studierx“ und „Professx“. Allerdings geht es hier eher um eine Signalwirkung, zum Beispiel um nicht-binäre Personen sichtbar zu machen. Ein festes System lässt sich daraus nicht ableiten. Also eher nix mit „Kundx“, „Übersetzx“ und „Mitarbeitx“ …

Fürwörter für alle?

Erinnern Sie sich an Nemo, dier 2024 den Eurovision Song Contest (ESC) gewonnen hat? Xier ist nicht-binär. Dank xies Sieg findet der nächste ESC in der Schweiz statt.

Alles verstanden? Hier die Erläuterung:

dier: die, der
xier: sie, er
xies: ihr, sein

Solche und ähnliche Vorschläge gibt es mittlerweile für Neopronomen, also neue Fürwörter, die alle Geschlechter einschließen sollen.

Noch sehr gewöhnungsbedürftig, aber wer weiß, wie es in ein paar Jahren aussieht? In Schweden ist das alle Geschlechter umfassende Pronomen „hen“ mittlerweile standardsprachlich anerkannt.

Vielleicht sieht unsere Vorstellung in ein paar Jahren so aus:

Dier Lektor*in, dier Ihren Text bearbeitet, ist für xies Job hervorragend qualifiziert. Xier hat ein sprachwissenschaftliches Studium abgeschlossen.

Mehr zum Thema „Entgendern nach Phettberg“:

  • https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/geschlechtergerechte-sprache-2022/346085/entgendern-nach-phettberg/#footnote-target-4
  • „Ärztys“ statt „Ärzt*innen“: Ein Sprachwissenschaftler will das Gendern verändern (rnd.de)

Mehr zum Thema „eXperimentell“:

  • https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/wie-genderforscherin-lann-hornscheidt-ihren-vorschlag-begrundet-3561067.html

Mehr zum Thema „Fürwörter für alle“:

  • Pronomen wie xier – Illi Anna Heger – Grafische Dokumentation, Comics, Theorie und xier Pronomen
  • https://gfds.de/gendering-im-schwedischen/

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