Inhalt
Unterleuten: ein Dorf in Brandenburg, eingebettet in idyllischer Natur, circa eine Autostunde von Berlin entfernt. Der Roman beschreibt das soziale Gefüge des Ortes und beleuchtet die Beziehungen der Dorfbewohner untereinander. Zu alteingesessenen Unterleutenern wie Kron, der dem Sozialismus nachtrauert, gesellen sich Stadtflüchtlinge wie Gerd.
Letzterer hat dem Wertewandel Richtung Egoismus mit dem Umzug aufs Land den Rücken gekehrt und sucht nun seine persönliche Berufung im ländlichen Idyll. Alle Einwohner wollen „nur das Beste“ für ihr Dorf, in dem die Wende keinen wirklichen Aufschwung gebracht hat. Doch unter der Oberfläche schwelen zahlreiche Konflikte: alte Streitigkeiten einerseits und die Wut der Urgesteine über die Selbstherrlichkeit der städtischen Aussteiger andererseits. Als ein Windpark errichtet werden soll, geraten nicht nur die Dorfstrukturen durcheinander, auch das Verhalten jedes Einzelnen verändert sich. Die Katastrophe ist vorprogrammiert.
Bewertung
In ihrem Gesellschaftsroman arbeitet Juli Zeh die einzelnen Charaktere der Bewohner Unterleutens wunderbar heraus. Jedes Kapitel ist aus einer anderen Perspektive geschrieben. Dabei werden die immer noch vorherrschenden Klischees von Ost und West gekonnt in Szene gesetzt. Die Spannung lebt von den unausgesprochenen Gedanken der Dorfbewohner und den Annahmen, die sie sich über die anderen bilden. Der Vorsatz „Ich will das Beste für das Dorf“ wird mit dem Projekt Windpark schnell untergraben durch das wenig moralische Credo: „Ich will das Beste für mich.“ Unterleuten ist gesellschaftskritisch und spannend wie ein Thriller. Interessant ist auch die Website zum Dorf mit einem Lageplan und weiteren Details zu den Bewohnern.
Autorin
Julia Barbara Zeh (Juli Zeh), 1974 in Bonn geboren, studierte Rechtswissenschaften mit dem Schwerpunkt Völkerrecht. Außerdem schloss sie im Jahr 2000 ein Studium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig ab. Juli Zeh ist Gewinnerin zahlreicher literarischer Auszeichnungen.