Übersetzungen ins Polnische
In Deutschland lebende Menschen mit polnischer Staatsbürgerschaft stellen mit knapp 870.000 die zweitgrößte ausländische Gemeinschaft (hinter den Türken). Die Zahl der Deutschen mit polnischem Migrationshintergrund ist noch um ein Vielfaches höher. Doch was wissen wir Deutschen eigentlich über das Polnische? Die meisten von uns kaum etwas. Möchten Sie das ändern, lesen Sie unbedingt weiter!
Vom Erlernen des Polnischen und seiner Aussprache
Polnisch hat eine erstaunlich weite Verbreitung, teils durch die unmittelbare Nachbarschaft zu anderen Staaten (anerkannte Minderheiten-/Regionalsprache in einigen ehemaligen Sowjetrepubliken sowie in Tschechien, der Slowakei, Rumänien und Ungarn), teils durch Auswanderer, die bereits Ende des 19. Jahrhunderts und in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Polen verließen (unter anderem Richtung Nord- und Südamerika, Australien und Israel, aber auch innereuropäisch, z. B. nach Deutschland und Frankreich). Weltweit sprechen ca. 56 Millionen Menschen Polnisch, davon ca. 38 Millionen als Muttersprache in Polen.
Um Ihnen einen Eindruck von der polnischen Sprache zu geben, habe ich mich ein wenig mit der Sprache und ihren Eigenheiten beschäftigt. Das Resultat: Pęka mi głowa (Mir raucht der Kopf).
Das polnische Alphabet
Die polnische Sprache sieht für deutsche Augen vom Schriftbild her vertraut und fremd zugleich aus. Sie ist eine westslawische Sprache aus dem slawischen Zweig der indogermanischen Sprachen und basiert auf dem lateinischen Alphabet, ergänzt um weitere Buchstaben mit Häkchen (sog. Ogonek oder Nasalhaken), Akzent (sog. Akut), Punkt oder Schrägstrich, sodass man auf 32 Buchstaben kommt:
Buchstabe im Polnischen |
Buchstabe im Deutschen |
Beispiel (aus der der polnischen Buchstabiertafel) |
a |
Wie im Deutschen |
Adam |
ą |
o nasal wie in Bonbon |
mąka (Mehl) |
b |
Wie im Deutschen |
Barbara |
c |
Ähnlich wie tz in Katze |
Celina |
ć |
Weiches c (tsch’) |
ćma (Nachtfalter) |
d |
Wie im Deutschen |
Dorota |
e |
Wie im Deutschen, manchmal wie ä |
Edward |
ę |
ä nasal |
cielę (Kalb) |
f |
Wie bei f und v im Deutschen |
Filip |
g |
Wie im Deutschen |
Gustaw |
h |
Wie ch in Dach |
Henryk |
i |
Wie im Deutschen |
Ignacy |
j |
Wie im Deutschen |
Józef |
k |
Wie im Deutschen |
Karol |
l |
Wie im Deutschen |
Ludwik |
ł |
Kommt dem englischen W am nächsten, z. B. watch |
Łucja |
m |
Wie im Deutschen |
Marian |
n |
Wie im Deutschen |
Nikodem |
ń |
Weiches n mit j-Beiklang wie in Cognac (n’) |
koń (Pferd) |
o |
Wie im Deutschen |
Olga |
ó |
u |
ósemka (acht) |
p |
Wie im Deutschen |
Paweł |
r |
Mit der Zungenspitze |
Roman |
s |
Wie im Deutschen |
Stefan |
ś |
Weiches s (schְ’) |
Światowid |
t |
Wie im Deutschen |
Tadeusz |
u |
Wie im Deutschen |
Urszula |
w |
Wie im Deutschen |
Wioletta |
y |
Ähnlich wie bei Mitte |
Ypsylon |
z |
s wie Saft |
Zygmunt |
ź |
stimmhaftes, weiches s (s’) |
Źrebak |
ż |
Aussprache wie bei Genie, Jalousie (sh) |
Żaba |
Was auffällt: Die Buchstaben Ą, Ę, Ń und Y kommen nie am Wortanfang vor (Y in Fremdwörtern, daher auch die von der Buchstabiertafel abweichenden Beispiele oben). Die Buchstaben Q, V und X sind im polnischen Alphabet nicht vertreten (bestenfalls in Fremdwörtern). Sie werden einem Polen also nur schwer ein X für ein U vormachen können.
Aussprache
Bei der Aussprache lauert für den Anfänger die zungenbrecherische Herausforderung, die Aneinanderreihung von Konsonanten korrekt auszusprechen. Manche sagen, Polnisch sei eine sehr schwierige Sprache, weil man die weichen und harten Konsonanten nicht so leicht voneinander unterscheiden kann (ć – cz, ś – sz, ż – ź, dż – dź). Auch beim Verschriftlichen steht man vor orthografischen Herausforderungen: Selbst der Muttersprachler – Übersetzer wie Lektor – muss hier auf Helferlein zurückgreifen, sei es in Form der elektronischen Rechtschreibprüfung oder eines guten Nachschlagewerks.
Insgesamt gibt es 45 Laute (Phoneme) im Polnischen. Charakteristisch sind hierbei Buchstabenverbindungen (sog. Ligaturen):
cz – wie tsch in klatschen
dz – keine Entsprechung im Deutschen, ähnlich wie ds
dż – wie bei Dschungel
dź – keine Entsprechung im Deutschen, weiches dz
sz – wie sch in Schule
si – in der Stellung vor einem Vokal weiches s, z. B. siano (Heu)
zi – in der Stellung vor einem Vokal weiches z, z. B. ziemia (Erde)
ci – in der Stellung vor einem Vokal weiches ts, z. B. ciebie (dich)
ni – in der Stellung vor einem Vokal weiches n, z. B. niebo (Himmel)
rz – Aussprache wie in Journal
ch – Aussprache wie in machen
Bei den Ligaturen mit i ist der j-Beiklang typisch.
Auch in der Verbindung ck wird das c wie tz ausgesprochen, z. B. dziecko (Kind).
Doppelte Konsonanten, z. B. im Namen Anna, werden einzeln ausgesprochen.
Stimmhafte und stimmlose Aussprache
Ferner gibt es Regeln, wann ein Konsonant stimmhaft, wann stimmlos ausgesprochen wird.
Stimmhaft: |
b |
d |
g |
w |
z |
ź |
dz |
dź |
ż/rz |
dż |
Stimmlos: |
p |
t |
k |
f |
s |
ś |
c |
ć |
sz |
cz |
Ein stimmhafter Konsonant wird zu einem stimmlosen Konsonant, wenn er am Wortende oder vor einem stimmlosen Konsonanten steht:
chleb (Brot; das b am Ende wird als p ausgesprochen)
podpisać (unterschreiben; das d wird als t ausgesprochen)
Zwei stimmlose Konsonanten nebeneinander in einem Wort oder in zwei aufeinanderfolgenden Wörtern werden ebenfalls stimmlos ausgesprochen:
w Polsce (in Polen; w und P werden hier zusammengezogen ausgesprochen wie fp)
Wenn der letzte Konsonant einer Wortreihung stimmhaft ist, wird er auch stimmhaft ausgesprochen. jest wesoły (er ist glücklich; w wird stimmhaft ausgesprochen)
Die Aussprache kann leicht variieren, je nachdem, aus welcher Region Polens man kommt. Das kennen wir auch im Deutschen: Beispielsweise werden Wörter mit dem Suffix -ig (z. B. in gruselig) je nach Bundesland am Ende mit g (vornehmlich in süddeutschen Dialekten) oder ch (was der hochdeutschen Standardaussprache entspricht) ausgesprochen. Oder in rheinländischen Dialekten wird ch gerne als sch ausgesprochen, z. B. Isch gehe in die Kirsche.
Betonung
Die Wortbetonung liegt in der Regel auf der vorletzten Silbe eines Wortes oder einer Wortgruppe, z. B. dyskoteka (Diskothek).
Kommt eine Präposition dazu, wird diese wie eine Silbe des darauffolgenden Wortes betrachtet und die Betonung liegt auch hier auf der vorletzten Silbe. Ebenso verhält es sich bei verneinten Verben.
bez cukru (ohne Zucker)
nie mam (ich habe nicht/kein)
Längere Präpositionen werden getrennt vom darauffolgenden Wort ausgesprochen, kurze Präpositionen verschmelzen mit dem Folgewort (siehe Beispiel oben w Polsce).
Aber wie heißt es so schön: keine Regel ohne Ausnahmen. Die Betonung verschiebt sich auf die drittletzte Silbe, wenn:
- Substantive auf -yka oder -ika enden: gramatyka (Grammatik), botanika (Botanik)
- Zahlwörter verwendet werden: osiemset (achthundert)
- die erste oder zweite Person Plural in der Vergangenheitsform benutzt wird:
poszliśmy (wir gingen)
robiliście (ihr habt gemacht)
Und als ob das nicht genug wäre, gibt es auch noch eine Betonung auf der viertletzten Silbe bei Verwendung der ersten oder zweiten Person Plural in der Konditionalform, z. B.:
chcielibyśmy (wir möchten)
moglibyście (ihr könntet)
Groß- und Kleinschreibung
Im Polnischen werden Substantive – wie man es auch beispielsweise vom Englischen oder Französischen kennt – grundsätzlich kleingeschrieben, mit Ausnahme von Satzanfängen und Eigennamen.
Die polnische Grammatik
Raucht Ihnen jetzt schon der Kopf? Dann setzen wir noch einen drauf und beschäftigen uns mit den Grundzügen der polnischen Grammatik (die fürwahr sehr komplex ist).
Deklination
Die polnische Sprache hat sieben Kasus (Fälle, die durch das Anhängen von verschiedenen Endungen markiert werden):
- Nominativ (mianownik): Wer oder was? kto? co?
- Genitiv (dopełniacz): Wessen? Personen – kogo? Sachen – czego?
- Dativ (celownik): Wem? Personen – komu? Sachen – czemu?
- Akkusativ (biernik): Wen oder was? kogo? co?
- Instrumental (narzędnik): Mit wem? Womit? [z] kim? [z] czym? (die Präposition z muss nicht bei jeder Frage und Antwort vorkommen) -> bezieht sich immer auf das Objekt des Satzes
- Lokativ (miejscownik): Über wen? Worüber? o kim? o czym?
- Vokativ (wołacz): Kasus der höflichen direkten Anrede bei Vornamen, Titeln und Berufsbezeichnungen
Substantive
Außer durch den Kasus wird das Nomen durch die Kategorien Genus und Numerus bestimmt.
Eine zusätzliche Besonderheit in der polnischen Sprache stellen die Kategorien der Belebtheit und der Persönlichkeit eines Nomens dar.
Grundlegend gibt es im Polnischen wie im Deutschen drei Geschlechter (Genera): Maskulinum, Femininum und Neutrum. Im Singular weist das Maskulinum aber im Hinblick auf die Belebtheit zwei Untertypen auf: belebte Maskulina (z. B. der Vater, der Sohn, der Hund) und unbelebte Maskulina (z. B. der Tisch, der Stuhl).
Im Plural folgt die nächste Besonderheit: Es gibt nur zwei Genera, abhängig von der Kategorie der Persönlichkeit: die männliche Personalform (dazu gehören alle männlichen Personenbezeichnungen) und die nicht männliche Personalform (darunter fallen alle Feminina, Neutra und Maskulina, die zwar Lebewesen bezeichnen, aber keine Personen). Daraus folgt, dass der Hund, der im Singular noch als männlich und belebt eingeordnet wurde, im Plural nun nicht mehr als männlich gilt, weil er keine Person ist. Das wirkt sich entsprechend auf die Endung aus. Folgende Gegenüberstellung verdeutlicht den Zusammenhang:
Singular
Nominativ
nowy uczeń (der neue Schüler)
nowy pies (der neue Hund)
Akkusativ
nowego ucznia (den neuen Schüler)
nowego psa (den neuen Hund)
Plural
Nominativ
nowi uczniowie (die neuen Schüler)
nowe psy (die neuen Hunde)
Akkusativ
nowych uczniów (die neuen Schüler)
nowe psy (die neuen Hunde)
Auch im Genitiv hängt beim Maskulinum die Wahl der Endung davon ab, ob das Substantiv belebt oder unbelebt ist.
Im Polnischen gibt es keine Artikel, die auf das Geschlecht eines Substantivs hinweisen. Dies geschieht stattdessen über unterschiedliche Wortendungen.
- Männliche Substantive enden im Singular auf einem Konsonanten:
lekarz – lekarze (der Arzt – die Ärzte)
ogórek – ogórki (die Gurke – die Gurken)
stół – stoły (der Tisch – die Tische)
- Weibliche Substantive enden meist auf -a:
mama – mamy (die Mutter – die Mütter)
- Sächliche Substantive enden auf -o, -e, -ę oder -um:
auto – auta (das Auto – die Autos)
morze – morza (das Meer – die Meere)
imię – imiona (der Name – die Namen)
muzeum – muzea (das Museum – die Museen)
Aber auch hier gilt wieder: Ausnahmen bestätigen die Regel.
-
Es gibt einige weibliche Substantive, die ausnahmsweise auf einen Konsonanten enden, z. B.: noc – noce
-
Viele polnische Substantive enden im Plural auf -y, -i oder -e (siehe Beispiele oben). Da es aber vor allem im Maskulinum sehr viele Ausnahmen und lautliche Veränderungen gibt, kann diese Regel nicht verallgemeinert werden.
Da hilft nur eins: auswendig lernen!
Adjektive
Wie auch im Deutschen werden Adjektive im Polnischen gebeugt (dekliniert).
dobry przyjaciel – dobrzy przyjaciele (guter Freund – gute Freunde)
dobra kobieta – dobre kobiety (gute Frau – gute Frauen)
dobre dziecko – dobre dzieci (gutes Kind – gute Kinder)
Verben
Bei den Verben ist es im Gegensatz zum Deutschen nicht notwendig, ein Personalpronomen voranzustellen (also ich, du, er/sie/es …). Die Kennung des Handlungsträgers sieht man an der Endung des jeweiligen Verbs (was man übrigens auch im Spanischen beobachten kann, falls Ihnen diese Analogie weiterhilft). Ebenso enthält das Verb Kennungen zu Zeitform, Geschlecht und Anzahl. Hier ein Beispiel zum Verb grać (spielen):
Gegenwart |
Vergangenheit |
Zukunft |
ja gram – ich spiele ty grasz – du spielst on/ona/ono gra – er/sie/es spielt my gramy – wir spielen wy gracie – ihr spielt oni/one grają – sie spielen (oni = männlich; one = nicht männlich) |
ja grałem (m)1 – ich habe gespielt ja grałam (f)1 ty grałeś (m) ty grałaś (f) on grał ona grała ono grało my graliśmy (m) my grałyśmy (f) wy graliście (m) wy grałyście (f) oni grali one grały |
ja będę grał (m) – ich werde spielen ja będę grała (f) ty będziesz grał (m) ty będziesz grała (f) on będzie grał ona będzie grała ono będzie grało my będziemy grali (m) my będziemy grały (f) wy będziecie grali (m) wy będziecie grały (f) oni będą grali one będą grały |
Möglichkeit |
Befehl |
ja grałbym (m) – ich würde spielen ja grałabym (f) ty grałbyś (m) ty grałabyś (f) on grałby ona grałaby ono grałoby my (m) gralibyśmy my (f) grałybyśmy wy (m) gralibyście wy (f) grałybyście oni graliby one grałyby |
ty graj – Spiel! on/ona/ono niech gra – Lassen Sie ihn/sie/es spielen! my grajmy – Spielen wir! wy grajcie – Spielt! oni/one niech grają – Lassen Sie sie spielen! |
Und wie Sie sich sicherlich schon denken können, hält auch das Polnische unregelmäßige Verben parat, d. h. Verben, die beim Konjugieren ihren Wortstamm ändern, z. B. iść (gehen, hier beispielhaft im Präsens):
ja idę
ty idziesz
on/ona/ono idzie
my idziemy
wy idziecie
oni/one idą
Obacht, falsche Freunde!
In der polnischen Sprache lässt sich bei einigen Wörtern die deutsche Entsprechung ableiten (z. B. bei adres, budżet, gimnastyka). Allerdings kann man bei einigen Begriffen – wie auch in anderen Sprachen – auf dem Holzweg sein: Ein akademik ist nicht, wie man vermuten könnte, ein Akademiker, sondern ein Studentenwohnheim. Und wenn ein Unternehmen im konkurs ist, steht es nicht kurz vor der Insolvenz, sondern befindet sich im Wettbewerb.
Wie beim Erlernen anderer Sprachen gilt: ćwiczenie czyni mistrza! (Übung macht den Meister!)
[1] Hier wird jeweils nach männlicher und weiblicher Form unterschieden.
Quellen
- bab.la: Konjugieren Polnisch (https://de.bab.la/konjugieren/polnisch – aufgerufen am 31.10.2020)
- Daria Gabryanczyk: Polnisch für Dummies. 2. Auflage. © 2020 WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim.
- Magdalena Kaczanowska (13.09.2016): Ist Polnisch die schwierigste Sprache der Welt? (http://polnisch-frankfurt.com/ist-polnisch-die-schwierigste-sprache-der-welt – aufgerufen am 09.10.2020)
- Monika Jelen (Mai 2011): Sprachbeschreibung Polnisch
(https://www.uni-due.de/imperia/md/content/prodaz/sprachbeschreibung_polnisch.pdf – aufgerufen am 09.10.2020) - Mówić po polsku – Online Polnisch lernen
(https://mowicpopolsku.com/de/polnische-grammatik – aufgerufen am 31.10.2020) - Wikipedia-Artikel: Polnische Grammatik (https://de.wikipedia.org/wiki/Polnische_Grammatik – aufgerufen am 10.10.2020)
- Wikipedia-Artikel: Polnische Sprache
(https://de.wikipedia.org/wiki/Polnische_Sprache# – aufgerufen am 10.10.2020)
Titelfoto: zanna-76 on Pixabay