• 5. Juli 2020

Anglizismen oder Is Denglisch the new Deutsch?

Von Andrea Haarmann

Anglizismen oder Is Denglisch the new Deutsch?

Anglizismen oder Is Denglisch the new Deutsch? 750 500 Anne Fries
Im Zuge der Globalisierung beherrschen Anglizismen seit geraumer Zeit sowohl den schriftlichen als auch den mündlichen deutschen Sprachgebrauch in allen Lebenslagen. Oftmals hat sich die Verwendung eines englischen Wortes derart in unser Sprachverständnis eingebrannt, dass wir gar nicht auf die Idee kämen, eine deutsche Entsprechung dafür zu suchen.

Einfachstes Beispiel: der Computer mit der dazugehörigen Hardware und Software samt Upgrades – gerne customized. Mit dem WLAN-Router sind wir stets online und browsen durchs Internet, und was uns wichtig ist, speichern wir zusätzlich als Back-up auf einem Stick. In den Social-Media-Domains wird gepostet, gefacebookt, gelikt, ge‍tweetet und ret‍weetet, was das Zeug hält, und man kann nur hoffen, dass man nicht in einen Shitstorm gerät.

Im Geschäftsleben folgt man einem Workflow oder einer Roadmap, der Kunde sendet über WeTransfer Dateien zum Download, wünscht asap ein Feedback und fragt, ob die Timeline passt. Der Key-Account-Manager hakt seine To-dos des Tages ab, gestresste Consultants hasten zum Workshop mit dem Thema Work-Life-Balance in einer hippen Location. Oder sie sind remote dabei, weil der Lockdown sie aufs Vintage-Sofa im Homeoffice verbannt hat. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen.

Scheinanglizismen – Vorsicht vor falschen Freunden

Dann kommt alles in den Mixer – und fertig ist der Denglisch-Smoothie. Wobei wir spätestens hier in die erste Falle tappen: Scheinanglizismen, die zu den sogenannten „false friends“ zählen. Was so schick englisch klingt und eine entfernte Sprachverwandtschaft nahelegt, löst beim Muttersprachler Stirnrunzeln aus. Kein Wunder, kennt dieser den Mixer doch eher unter der Bezeichnung „blender“.

Auch das Handy ist ein solcher Fall. Hier ist man besser beraten, vom „mobile phone“ oder „cell phone“ zu sprechen, will man sich auf Englisch verständlich machen. Mit „Smartphone“ kann man auch nichts verkehrt machen, da dieser Begriff in beiden Sprachdomänen zu Hause ist.

Wer jedoch meint, mit seiner stylischen Bodybag, die er als Goodie von einem Undertaker bekommen hat, am Puls der Zeit zu sein, wird in englischsprachigen Ländern mit Kopfschütteln rechnen müssen: Dass ein Leichensack, obendrein noch als Geschenk von einem Bestatter, trendy – Pardon, modern – ist, darf bezweifelt werden. Erst recht beim Public Viewing: Während der oder die Deutsche dabei das Sommermärchen mit Fußball-Fans vor einer großen Leinwand vor Augen hat, die sich im Freudentaumel in die Arme fallen, läuft es dem Native Speaker eiskalt den Rücken runter – bei einer öffentlichen Leichenschau möchte er ganz bestimmt nicht zugegen sein.

Der Duden geht natürlich mit der Zeit und greift immer mehr englische Begriffe auf, die sich in unserem Sprachgebrauch manifestiert haben. Jedoch gilt: keine Verwendung von Anglizismen ohne Regeln.

Die 3 häufigsten Fehler – und wie Sie sie elegant umschiffen

1. Babys oder Babies?

Was in der Schule im Englisch-Diktat oder -Aufsatz als Fehler angemerkt wird, ist im Deutschen tatsächlich korrekt: Bei geläufigen Fremdwörtern aus dem Englischen, die auf y enden, wird die Pluralendung -s einfach an das y angefügt: Babys, Citys, Hobbys usw. Da heißt es aufgepasst, wenn Sie zwischen den Sprachen hin- und herwechseln müssen.

2. Bindestrich oder nicht?

Englisches Substantiv + deutsches Substantiv
Schaue ich mich in Singlebörsen oder Single-Börsen um? Beides ist möglich, Hauptsache, zusammen bzw. gekoppelt!

Englisches Substantiv + englisches Substantiv
Gehe ich zum Speeddating oder zum Speed-Dating? Auch hier muss gemäß deutschen Regeln entweder zusammengeschrieben oder mit Bindestrich gekoppelt werden.

Englisches Adjektiv + englisches Substantiv
Gehe ich zum Blinddate oder zum Blind Date? Hier ist nur die Getrenntschreibung zulässig. Lässt sich das Wort auch mit Hauptakzent auf dem ersten Bestandteil aussprechen, ist neben der Getrenntschreibung auch die Zusammenschreibung möglich: z. B. Happyend neben Happy End. 

Verbform + Präposition/Adverb
Gehe ich zum Checkin oder Check-in? Solche Zusammensetzungen werden in der Regel mit Bindestrich geschrieben. Der zweite Bestandteil wird kleingeschrieben. Wird die Lesbarkeit nicht beeinträchtigt, kann auch in einem Wort geschrieben werden: z. B. Login neben Log-in.

3. Designt oder designed?

Die Versuchung ist groß, die englische Endung „ed“ auch bei eingedeutschten Fremdwörtern zu verwenden. Die Wortbildung folgt allerdings den deutschen Regeln. Zum Beispiel:

Dieses Kleid wurde von Guido Maria Kretschmer designt (nicht designed).

Paula downloadet die Software. Sie hat die Software downgeloadet und upgegradet (nicht gedownloaded und geupgraded oder Ähnliches).

In a nutshell – wie Sie mit Anglizismen umgehen

Für das Texten Ihrer Headlines, Teaser und Copys sowie die Gestaltung Ihres Web-Contents sowohl im B2B- als auch im B2C-Geschäft gilt: Behalten Sie Ihre Zielgruppe im Auge und achten Sie auf einen verständlichen Sprachstil.

Lassen Sie Übersetzungen ins Englische nur von Native Speakern vornehmen – und Übersetzungen ins Deutsche nur von deutschen Muttersprachlern. Nur sie kennen die feinen Bedeutungsunterschiede bei der Wortwahl und können somit unfreiwillig komische oder gar peinliche Formulierungen ausschließen. Und da kommen wir ins Spiel: Für Übersetzungen und Fremdsprachen-Lektorat setzen wir ausschließlich auf handverlesene Native Speaker. Gerne unterbreiten wir Ihnen ein individuelles Angebot!

Buchtipp:
Andreas Hock: „I think I spider. Vom Sinn und Unsinn des Englischen im Deutschen“. © Duden 2019 Berlin.

 


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